kinderspiel 

dein einsatz
vater scheucht die möwen auf
mit unerbittlicher milde
gerüche von pech salz fisch
duft von kinderhaar
spann den bogen
bunte bänder als saiten
ja sie kommt wieder
knospen sprießen unter dem kleidchen
wie guido und ugolino seefahrerahnen
papà‘s stimme schafft das meer neu
vergiß die triosonate nicht
dein erstes werk
junge liebe
am kiel dein mädchen
eine schaukel im takt
für viele frühlinge
singt





ozean der träume

guido und ugolino
ahnen die mamà
nur vom hörensagen kannte
waren seefahrer gewesen
handelsleute
er erinnerte sich der erzählungen papà´s
wiedergekehrt nach monaten
mit wallenden bärten
mit seide und gewürz
dessen duft niemand kannte

im schlaf
die erde war noch nicht lange rund
malte er landkarten auf denen indien vorkam
wo wogen brandeten
schiffe nächtens über klippen stürzten
von stürmen an die ufer der träume gespült
in einen neuen tag

am morgen
tobte in seiner violine das meer weiter
gischt stob ihm ins ohr
salziges nass troff auf die kleider
bis der vater mit der rechten
dem tosen einhalt gebot
und den ozean stillte





mann aus feuer

woher kamen die töne
welche frage als er die druckfahnen
antonio vivaldi triosonate op. 1
in händen hielt

woher die töne
bögen harmonien taktstriche
die pausen

eine ahnung befiel ihn
sie musste zwischen den zeilen stehen
wenigst die möglichkeit einer antwort
stürzte ihn ins fieber der suche
nichts hielt ihn
noten schlugen wie fahnen um seine ohren
noch einen satz
ein ton noch

da
fing er feuer





ihre stimme

setzte anna ein vergaß er alles
in ihrer stimme gab es kein ospedale della pietà
sie raubte ihm alles
plünderte antonios notenbank
machte ihn hörig mit seinen eigenen liedern

ihre stimme
oft sang sie lange nicht
bis sie zu ihm drang
kopierte er heimlich sich selbst
und aus fremden liedern
im dunkel darbte er weiter nach ihrem haar

annas stimme
was gäbe er
dass sie sänge in ihm
alles gäbe er sie zu hören
das waisenkind anna
in seiner musik

ihre stimme





schlaf

ob sie versuchte ihn zu halten
blieb fortzog mit ihm richtung wien
kein wort in seinen briefen
er benötige geld
an bentivoglio gewandt
ohne die gunst ihrer stimme

erschöpft
die töne abzuhorchen auf heilung
voll melancholie
stellte er den konzerten sonette voran
sätze in denen langsam herbst ward
für sie
damit die verzweiflung erträglicher würde
ein paar stunden
beschwor den schlaf
süßen genuss ohne wiederkehr




widmung

das grab war nicht mehr
als ich vorüberging
hier sehen sie die technische universität wien
an dieser stelle befand sich der gottesacker
gewidmet von der creditanstalt-bankverein

ein name nur
keine musik
ohne meer